Lokal schützen – global verschmutzen

Autor

Familienbetriebe Land und Forst

Datum

17. Mai 2021

Kategorie

Können die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 und das darin gesetzte Ziel 30% der Landfläche unter Schutz und gar 10 % davon unter strengen Schutz zu stellen, einen gegenteiligen Effekt auf die Biodiversität in Ländern außerhalb der EU haben? Genau dieser Zusammenhang wird in einer aktuellen Studie des Thünen-Instituts aus dem Jahr 2020 von Prof. Dr. Matthias Dieter und seinen Kollegen näher untersucht. Die Wissenschaftler erwarten, dass die durch Unterschutzstellung erzielten positiven Biodiversitätseffekte in der EU durch negative Effekte in Drittstaaten mit weniger nachhaltiger Waldbewirtschaftung konterkariert werden.

Die Umsetzung weiterer Schutzmaßnahmen in der EU würde die Diskrepanz zu den Schutzmaßnahmen der Drittstaaten weiter vergrößern, da in den Drittstaaten die Nettoentwaldung höher ist, geringere Waldflächenanteile unter Schutz gestellt sind und weniger Geld für die Erhaltung der biologischen Vielfalt ausgegeben wird als in der EU.

Konkrete Risiken bestehen in einer stärkeren Gefährdung bedrohter Arten, Reduktion intakter Waldflächen, Zunahme degradierter Landflächen und verstärkter Nettoentwaldung. Statt lokal zu schützen und global einen Rückgang der Biodiversität in Kauf zu nehmen, schlagen die Wissenschaftler vielmehr Maßnahmen zur Stärkung nachhaltiger Waldwirtschaft und entsprechender Governance in Drittstaaten vor, um mögliche Verlagerungseffekte zu mildern.

In einer weiteren Studie von Prof. Dr. Matthias Dieter und Kollegen aus dem Jahr 2021 liefern die Wissenschaftler eine erste Analyse dazu, in welchem Umfang mit einer verminderten Holzproduktion in der EU gerechnet werden kann, inwieweit die Rohholzproduktion über die globalen Holzmärkte in andere Länder verlagert werden könnte und welche Auswirkungen dies auf die Wälder in den betroffenen Drittstaaten hätte. Ihr Ergebnis ist eindeutig: Die Schaffung zusätzlicher Schutzzonen zur Förderung der Biodiversität in der EU führt zu einem deutlichen Einschlagsrückgang. Der Einschlagsrückgang wird zum großen Teil durch erhöhten Einschlag in Ländern außerhalb der EU kompensiert. Dieser erhöhte Einschlag wird sich überwiegend negativ auf Biodiversität und nachhaltige Waldbewirtschaftung in den Ländern außerhalb der EU auswirken.

Die vollständige Studie des Thünen-Instituts (2020) finden Sie hier; die Zusammenfassung der wissenschaftlichen Arbeit von Prof. Dr. Matthias Dieter und seinen Kollegen (2021) kann hier heruntergeladen werden.

QUELLEN:

  • Dieter, M., Weimar, H., Iost, S., Englert, H., Fischer, R., Günter, S., Moland, C., Roering, H.-W., Schier, F., Scheintsch, B., Schweinle, J., Zhunusova, E. (2020). Abschätzung möglicher Verlagerungseffekte durch Umsetzung der EU-KOM-Vorschläge zur EU-Biodiversitätsstrategie auf Forstwirtschaft und Wälder in Drittstaaten (No. 1422-2020-1227).
  • Dieter, M., Weimar, H. und Iost, S. (2021): Auswirkungen der EU-Biodiversitätsstrategie. AFZ – Der Wald, 7, 24-26.

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